Kommunale Filmhäuser gibt‘s in den Niederlanden in fast allen größeren Städten. Zuletzt wurde in 2020 das Filmhaus MIMIK im 90.000-Einwohner*innen zählenden Deventer eröffnet – in der Nordrhein-Westfalen angrenzenden Provinz Overijssel, keine 130 Kilometer von Münster entfernt. Anfang März machten sich Mitarbeitende und Mitglieder der Filmwerkstatt Münster, des Filmfestival Münster und der Linse mit vielen Fragen auf den Weg zu den niederländischen Nachbar*innen: Wie arbeitet so ein Filmhaus? Wie wird es finanziert? Wie ist die Zuschauerstruktur? Und wie gelang es den niederländischen Filmfreund*innen, dass die Stadt dieses attraktive und moderne Kulturhaus für Film- und übrigens auch für Theaterfans – errichtete.
Eine filmbegeisterte Gruppe um Johan Bunt, der die Gäste aus Münster auch durch das MIMIK führte, kämpfte bereits in den1970er Jahren für ein kommunales Kino, bis1995 das „Filmhuis de Keizer“ eröffnen konnte. In den folgenden Jahren kam es zu zahlreichen Kooperation mit der Filmwerkstatt und dem Filmfestival Münster, ein gegenseitig befruchtender Austausch, denn niederländische Filme sind in Deutschland sonst eher selten zu sehen – und umgekehrt ist das auch so.
Das Filmhaus in Deventer ist mittlerweile eine Erfolgsgeschichte: Bis 2020 stieg die Nachfrage nach anspruchsvollen Filmen von ein paar tausend Besucher*innen in den 1970er Jahren bis zu mehr als 65.000 Besucher*innen in 2019 als das MIMIK-Kulturhauskurz vor der Eröffnung stand. Tendenz steigend, wie Johan Bunt beteuert. Der freundliche, licht und luftig konstruierte Neubau bietet – neben viel Platz für Gastronomie – einen Multifunktions-Theatersaal und vier Kinosäle mit insgesamt 500 Plätzen. Technik und Komfort sind auf dem neuesten Stand und können mit jedem Multiplex mithalten. Eine attraktive, offene Gastronomie mit Blick auf den Fluss Ijssel direkt vor der Haustür lockt zusätzlich.
Eilig ging es nach einer kurzen Begrüßung recht schnell zur Besichtigung in die Kinosäle, denn das Kinoprogram startet im MIMIK bereits am Vormittag. Die Gäste aus Münster waren verblüfft: Wer geht schon vormittags ins Kino? Das Staunen wuchs, als sie die großen Zuschauermengen an einem Dienstagvormittag ins Kino strömen sahen.
Mit Johan Bunt und Kinoleiter Anton van Amersfoort wurden zukünftige Kooperationen besprochen und – ganz praktisch – auch sofort begonnen. Der von der Filmwerkstatt Münster produzierte Dokumentarfilm „Die Berkel“ befand sich im Reisegepäck, er stand zwei Tage später im MIMIK auf dem Programm. Schon der Film eine deutsch-niederländische Kooperation zwischen Filmwerkstatt Vorstand Anna Schlottbohm und dem niederländischen Journalisten Willem Kootstra.
Welche Chancen und Potentiale ein Filmhaus mit eigenen Kino- und Veranstaltungsräumen hat prägte die abschließende Diskussion. Die niederländischen Nachbar*innen gab der Filmkultur-Delegation in jedem Fall Ideen und Träume mit auf den Weg nach Münster.
Das Projekt Filmkultur Austausch Münster-Deventer wird im Rahmen des Interreg-Programms Deutschland- Nederland mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert.